Wie Experiential Technology ganze Branchen revolutioniert: Beispiele aus der Praxis

"Immersive Technology ist großartig, wenn Sie Kinder zum Lachen bringen wollen.", sagte mir ein Kollege vor fünf Jahren. Ich frage mich, was er heute über immersive Technologien sagen würde. Vielleicht:  "Immersive Technology ist großartig! Aber stellen Sie sicher, dass Ihr Arzt weiß, wie man sie einsetzt, bevor er Sie operiert.”

Die Technologie hat die traditionellen Grenzen von Medien und Unterhaltung längst überschritten. Immer noch bringt sie Menschen zum Staunen und sorgt für Aha-Effekte bei Kunden. Doch der Nutzen von Extended Reality (XR) geht weit über dies hinaus: Sie erhöht die Sicherheit am Arbeitsplatz und in Krankenhäusern. Sie fördert eine bessere Zusammenarbeit zwischen Mitgliedern eines Teams. Und nicht zuletzt revolutioniert sie den Einzelhandel.

In diesem Artikel tauchen wir ein in die Trends der Experiential oder Immersive Technology und zeigen anhand von fünf Beispielen, wie unterschiedliche Branchen sie nutzen können.

Was ist Experiential Technology?

Experiential Technology ist ein Sammelbegriff und beschreibt die Verbindung von realen und virtuellen Umgebungen. Der Grad des Eintauchens in eine solche Umgebung und die Werkzeuge, die zur Interaktion mit ihr verwendet werden, können dabei unterschiedlich sein.

Augmented Reality (AR)

Die Grundidee: Ein Mensch nimmt eine gemischte Realität wahr, interagiert aber nicht mit ihr.

Ein übliches Anwendungsfeld: Ein Kunde erhält mehr Informationen über ein Produkt oder eine Veranstaltung, indem er eine AR-basierte mobile App verwendet.

Hardware: A common device for interaction, such as a phone or tablet, or smart glasses and headsets.

Mixed Reality (MR)

Die Grundidee: Mixed Reality ermöglicht es dem Menschen, mit digitalen Elementen in Kontakt zu treten.

Ein übliches Anwendungsfeld: Ein Auszubildender lernt am Digitalen Zwilling einer Fertigungsanlage. 

Die Hardware: Ein tragbares Gerät, das die digitale Umgebung mit einer realen Umgebung zusammenführt oder virtuelle Anweisungen gibt.

Virtual Reality (VR)

Die Grundidee: VR-Produkte verwischen die Grenze zwischen der physischen und der virtuellen Welt.

Ein übliches Anwendungsfeld: Ein Mitarbeiter wird während einer Schulung oder internen Kommunikation vollständig in eine digitale Realität eingebunden.

Die Hardware: HTC-VIVE, Oculus RIFT/Quest und Samsung Gear auf der Basis von On-Headset-Computern.

XR ist für Unternehmen attraktiv: 91 % nutzen sie bereits oder planen, sie in ihren Lösungen für digitale Transformation einzusetzen. Nach wie vor sind sich allerdings viele unsicher, wie sie anfangen sollen und erkennen den unmittelbaren Wert von XR für ihr Unternehmen noch nicht. Das Bild eines Headsets aus einem Science-Fiction-Film passt nicht zum Alltag im Betrieb. Aber dieser Eindruck wird sich bald ändern.

Tech-Giganten haben gewaltige Schritte unternommen, um die Technologie intelligenter, günstiger und benutzerfreundlicher zu machen. So arbeitet beispielsweise jeder fünfte Meta-Mitarbeiter in der AR/VR-Abteilung des Unternehmens, den Facebook Reality Labs. Die Labs konzentrieren sich auf die Entwicklung erschwinglicher und leistungsstarker AR-Brillen und VR-Headsets.

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In diesem Artikel stellen wir Ihnen Beispiele aus fünf Branchen vor, in denen XR einen entscheidenden Unterschied macht.

Produktion

54 % der Fertigungsunternehmen wollen bis 2025 XR-Strategien einführen und entwickeln. Hier setzte mit Ausbruch der COVID-19-Pandemie ein regelrechter Boom ein. Damals wollten die Hersteller bessere Möglichkeiten für die Telearbeit schaffen. Jetzt ändert sich der Trend: Unternehmen erkennen, welchen Wert XR für die Digitalisierung von Arbeitsprozessen, die Automatisierung von Aufgaben und die Umschulung oder Weiterbildung ihrer Mitarbeiter hat.

Hier sind einige Beispiele dafür, wie die Implementierung immersiver Technologien sich für Unternehmen der Fertigungsbranche lohnt:

  • Arbeiter nutzen AR-Geräte, um eine neue Fertigungshalle zu sehen, bevor sie errichtet wird. Sie überprüfen den Entwurf und nehmen Änderungen vor, bevor es zu kostspielig wird.
  • Wartungsteams machen ihren Rundgang in einer virtuellen Umgebung. In dieser Umgebung können sie die digitalen Abbilder von Anlagen untersuchen, inspizieren und testen.
  • Immersive Schulungen mit intelligenten Wearables bieten schrittweise virtuelle Erfahrungen in realen Einrichtungen. Neue Mitarbeiter können Anleitungen zu Aufgaben, eine Dokumentation des Kontextes sowie andere Materialien erhalten. Dadurch erhalten sie viel schneller Hilfe.

Ein Beispiel aus der Praxis: Airbus nutzt AR für Produktion und Schulung

Airbus ist ein Pionier, wenn es um die Nutzung der Azure MR-Umgebung und der HoloLens 2 im Arbeitsumfeld geht.

XR kommt zum Beispiel zum Einsatz, um die Arbeitsabläufe im und die Sicherheit des Teams zu verbessern. Ein Arbeiter mit einem HoloLens-basierten Gerät erhält Overlay-Text, Statistiken und andere Daten, die relevant sind für die Aufgabe, die er gerade erledigt. Dabei kann es sich beispielsweise um die aktuelle Temperatur der Anlage in Betrieb oder um einen Hinweis auf eine Fehlfunktion handeln.

Außerdem nutzt das Unternehmen XR-Lösungen, um die Konstruktion von Flugzeugen zu beschleunigen und zu verbessern. Mit AR-Wearables können sich die Mitarbeiter ein fertiges Produkt ansehen und gegebenenfalls Änderungen vornehmen.

Die Vorteile auf einen Blick

  • Schnelle und präzise Datenerfassung
  • Mitarbeiter handeln, bevor es zu Ausfällen kommt
  • Bewährte Verfahren werden digitalisiert und eingesetzt
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Immersives Lernen

Früher konnten sich nur das Militär und das Gesundheitswesen XR-Technologien in der Ausbildung leisten. Heute hält immersives Lernen auch in anderen Branchen Einzug und von Fabrikarbeitern bis zu Büroangestellten können alle profitieren. Dies hat einen einfachen Grund: XR-unterstütztes Lernen hilft, Informationen besser zu behalten.

In der Zeit nach der Pandemie wurde das extrem wichtig. Viele Teams arbeiten nach wie vor remote, und die Mitarbeiter finden es zu langweilig, sich einzig in Form von Texten oder YouTube-Videos fortzubilden.

Ein Beispiel aus der Praxis: BMW führt AR für Schulung und Weiterbildung seiner Mitarbeiter ein

BMW sah sich mit steigenden Schulungskosten konfrontiert. Hinzu kam ein wachsender Anteil an Digital Natives, die für das Unternehmen arbeiten. Für die jüngeren Generationen war es schwierig, Informationen auf altmodische Weise aufzunehmen und zu behalten.

Das Unternehmen beschloss, XR zu nutzen. Es begann mit 360-Grad-Videos, die es den Mitarbeitern ermöglichten, in eine virtuelle Realität einzutauchen. Das zahlte sich aus: neue Mitarbeiter durchliefen die Schulungsmodule viel schneller. Daraufhin wagte BMW den nächsten Schritt. Das Unternehmen wurde Beta-Tester für die virtuellen Fertigungslabore von Tooling U-SME. Die Auszubildenden lernen dadurch in einem Klassenzimmer, in dem XR eine virtuelle Realität für sie geschaffen hat. Jetzt können sie in einer sicheren und interaktiven Umgebung Tests durchführen und prüfen, wie die Maschinen funktionieren.

Aber BMW ging noch einen Schritt weiter. Heute experimentieren sie mit Overlaying und anderen Elementen der Mixed Reality in ihren Schulungsprogrammen.

Die Vorteile auf einen Blick

  • Mitarbeiter behalten das Gelernte besser
  • Schulungsprozess kann an die individuelle Lerngeschwindigkeit angepasst werden
  • Geringere Personalfluktuation

Büro und Co-Working

Virtuelle Schulungen sind nicht die einzige Herausforderung, die entsteht, wenn Mitarbeiter eines Teams sich an unterschiedlichen Standorten aufhalten. Kommunikationsschwierigkeiten, unzureichende Kooperation, Missverständnisse, Ungleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit - die Liste der Probleme ist lang. Auch hier bietet XR Lösungen; und nein, es handelt sich nicht nur um virtuelle Filter oder die Kennenlernspiele, die wir bei unseren Zoom-Anrufen einsetzen.

Ein Beispiel aus der Praxis: Glue schafft virtuelle Meeting Rooms

Das finnische Start-Up Glue hat eine Alternative zu virtuellen Meetings in 2D geschaffen. Im virtuell geschaffenen Meeting Room, können sich die Mitarbeiter, bzw. ihre Avatare, frei bewegen und miteinander kommunizieren. 

Dabei ahmen die Avatare Gestik und Mimik der Nutzer nach und ermöglichen so eine Ebene der nonverbalen Kommunikation, die bei Videokonferenzen fehlt. Durch Spatial Audio haben die Nutzer zudem ein Gefühl dafür, wo ihm Raum sich die anderen Personen befinden. Das Erlebnis ist noch nicht perfekt. Aber die Idee der virtuellen Büros und Meeting Rooms hat Potential.

Die Vorteile auf einen Blick

  • Vereinfachte Kommunikation und Zusammenarbeit der Mitarbeiter
  • Weniger "Zoom-Fatigue", bzw. Erschöpfung durch virtuelle Meetings

Virtuelles Marketing

Der stationäre Handel ist heute kreativer und technikaffiner denn je. Er muss sein Geschäft an Kunden anpassen, die in der digitalen und physischen Welt Kontakte knüpfen, arbeiten, spielen und einkaufen wollen.

Aus diesem Grund sind Offline-Läden heute die Orte, an denen das breiteste Spektrum an XR-Anwendungen zu finden ist.

  • XR ersetzt die Beschilderung in Papierform. Mithilfe von Headsets können Kunden virtuell durch das Geschäft wandern, die Produkte in den Regalen sehen und sie in den Einkaufswagen legen.
  • Eine mobile App liefert zusätzliche Informationen. Der Kunde erfährt zum Beispiel etwas darüber, welche Inhaltsstoffe ein Produkt enthält, wie abgepackte Waren zubereitet wurden oder wie er ein Make-Up-Produkt auftragen sollte.
  • XR-gestützte Daten geben Einblicke in den stationären Handel. Jetzt weiß jeder Einzelhändler, wann er seine Bestände auffüllen muss und wie er die Produkte im Regal besser platzieren kann.

Ein Beispiel aus der Praxis: Mit Indoor Navigation zum besseren Shopping Erlebnis

Mit Indoor Navigation wollen Supermärkte das Shopping Erlebnis ihrer Kunden verbessern. In Deutschland versprach z.B. Kaufland 2020 seinen Kunden mit der App KCoupon das “Einkaufen der Zukunft” in seiner Filiale in Bad Friedrichshall. Die App soll Kunden auf ihrem Weg durch das Geschäft helfen. Der Kunde kommt in die Filiale, seine Einkaufsliste hat er auf dem Smartphone. Die App führt ihn auf schnellstem Weg zu den Produkten, die er kaufen möchte. Zudem können Kunden personalisierte Empfehlungen und Hinweise auf Rabatte als Push-Nachrichten erhalten.

Die Vorteile auf einen Blick

  • Steigerung des Kundenaufkommens in den Geschäften
  • Effiziente Produktpräsentation
  • Kaufentscheidungen auf Basis besserer Informationen führen zu höherer Kundenzufriedenheit

Gesundheitswesen

XR liegt auch im Gesundheitswesen im Trend. Es gibt unzählige Beispiele für den Einsatz von XR in Krankenhäusern, Hausarztpraxen und RPM-Programmen. Eine Auswahl:

  • Ärzte und Personal greifen digital auf Patientenakten zu
  • Studenten der Chirurgie lernen an einem holografischen Körper
  • Patienten mit Angstzuständen erhalten eine XR-Expositionstherapie

Ein Beispiel aus der Praxis: OrCam MyEye ermöglicht Blinden mehr Selbstständigkeit

Mit OrCam MyEye entwickelte das israelische Unternehmen OrCam ein Produkt, für Blinde und Menschen mit eingeschränkten visuellen Fähigkeiten, das ihren Alltag revolutionieren kann. Das sprachgesteuerte Gerät kann an jeder Brille befestigt werden und überträgt visuelle Informationen in Echtzeit in Sprache.

Online wie offline. Es liest dem Nutzer Texte aus Büchern, Nachrichten vom Smartphone-Display oder aus der Umgebung vor. Träger können damit Gesichter erkennen, einkaufen oder effizienter arbeiten und letztlich selbstständiger leben.

Die Vorteile auf einen Blick

  • Einsetzbar in zahlreichen Bereichen, in denen Sehbehinderungen ein Thema sind, z. B. im Gesundheitswesen, in der Ausbildung und im Studium

  • Alltagstauglich, da das Gerät an der Brille befestigt wird und die Hände stets frei bewegt werden können

Abschließend

Virtuelle Erlebnisse werden aufgrund der niedrigen Kosten und des technischen Fortschritts zur neuen Normalität. Deshalb wollen Marken XR in immer mehr Bereiche des beruflichen und privaten Lebens ihrer Mitarbeiter und Kunden einbinden. Seien Sie der Erste, der in Ihrer Branche das passende Produkt anbietet. Softeq hilft Ihnen dabei, eine immersive Technologielösung von Grund auf neu zu entwickeln.