Die GreenTech-Trends 2023: Ein Überblick

Mehr Sport machen, abnehmen, Klima retten: manche guten Vorsätze begleiten uns länger als andere. Der im Jahr 2019 verabschiedete European Green Deal wird auch dieses Jahr auf fast allen Ebenen unsere Prioritäten und Ziele mitbestimmen. Nur so besteht die Chance, dass Europa tatsächlich bis 2050 klimaneutral ist.

Der GreenTech-Markt wächst und wächst

Grüne Technologien spielen dabei eine Schlüsselrolle. Wie bereits in einem früheren Artikel über Grüne Technologien im Trend besprochen, sind die grünen Technologien omnipräsent: sie zeigen sich in fast allen Sektoren und Lebensbereichen. Auch dieses Jahr wird die GreenTech-Branche stetig weiter wachsen. Laut der Studie GreenTech Made in Germany aus 2022, rechnen GreenTech-Unternehmen in Deutschland bis 2025 mit einem durchschnittlichen jährlichen Umsatzwachstum von 9,9 Prozent. Von 2020 bis 2030 wird sich das Marktvolumen mehr als verdoppeln, nämlich auf 856 Milliarden Euro. 

Dieses gigantische Wachstum verdanken wir vor allem den kleineren Firmen: 91 Prozent der GreenTech-Unternehmen in Deutschland sind kleine und mittlere Unternehmen (KMU).

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Auch im privaten Bereich steigt das Interesse sowie die Bereitschaft, in grüne Technologien zu investieren. “Energiesparen” als Wort des Jahres 2023? Immer mehr Haushalte versuchen herkömmliches Öl oder Gas durch grüne Energien wie Solarenergie inkl. Batteriespeicher oder Wärmepumpen zu ersetzen. Aber auch in anderen Bereichen versuchen wir immer bewusster zu leben. Wir fahren zunehmend mit E-Autos und E-Bikes, investieren in Smart-Home-Geräte und achten beim Einkaufen immer mehr auf Nachhaltigkeit. Für Unternehmen, die GreenTech-Lösungen für Privathaushalte anbieten, sieht die Zukunft sehr wahrscheinlich rosig-grün aus.

Was verstehen wir eigentlich unter GreenTech?

Kurz gesagt ist GreenTech ein Überbegriff für umweltfreundliche Technologien, die zu einer klimaneutralen Welt beitragen. Wichtig dabei ist die Zusammenarbeit von Wissenschaft, Wirtschaft und Technik. Das sagt Ihnen nichts? Kann gut sein, denn bis vor kurzem hieß GreenTech noch Umwelttechnik. Außerdem wird der Begriff CleanTech gerne mal benutzt, so wie die deutsche Übersetzung grüne Technologien.

Studien, die sich mit grünen Technologien auseinandersetzen, beschreiben GreenTech anhand von verschiedenen Einsatzgebieten/Sektoren. Die Unterteilung sieht ungefähr so aus:

  • Erneuerbare Energien
  • Energieeffizienz
  • Energiespeicherung
  • Wasser und Wasseraufbereitung
  • Nachhaltige Mobilität
  • Nachhaltige Agrar- und Forstwirtschaft
  • Nachhaltige Industrie
  • Nachhaltige Gebäudewirtschaft
  • Rohstoffe und Materialien
  • Carbon Capture
  • Kreislaufwirtschaft
  • Digitale Technologien

Es sprengt den Rahmen dieses Artikels, die GreenTech-Entwicklungen für jeden einzelnen Sektor zu besprechen. Der Markt ist dafür viel zu groß und dynamisch. Stattdessen fokussieren wir uns auf die zwei wichtigsten Bereiche für Deutschland: Energie und Mobilität. Außerdem besprechen wir die entscheidende Rolle der digitalen Technologien. Denn GreenTech braucht Digitalisierung – und andersrum. 

Der Energiesektor: Welche GreenTech-Trends können wir erwarten?

Der Energiemarkt ist in Bewegung. Und wie. Klimaziele, Kriege und internationale Beziehungen wirken sich auf das Handeln von Unternehmen und Privatpersonen aus. Die Entwicklungen im GreenTech-Bereich sind davon selbstverständlich betroffen. Aber wie? Um dies zu erklären, teilen wir die wichtigsten GreenTech-Lösungen im Energiesektor in drei Hauptgruppen ein:

  1. Energieeffizienz: Grüne Technologien, die den Energieverbrauch oder den Energieverlust reduzieren.
  2. Erneuerbare Energien: Grüne Technologien zur Energiegewinnung. 
  3. Energiespeicherung: GreenTech-Lösungen, die die Speicherung von erneuerbaren Energien ermöglichen.

GreenTech im Bereich Energie ist ein Zusammenspiel aus diesen drei Teilgebieten. Sie wirken aufeinander ein und sind in der Praxis nicht so strikt getrennt, wie wir das hier tun.

Welche GreenTech-Innovationen reduzieren den Energieverbrauch?

Energieeffiziente Produkte, Verfahren und Dienstleistungen spielen eine entscheidende Rolle beim Erreichen der Klimaziele. Dabei gilt: Je weniger Energie ein Produkt, ein Verfahren oder eine Dienstleistung verbraucht oder verliert, desto energieeffizienter ist es. Die Nachfrage nach energiesparenden Lösungen wächst seit Jahren stark. In Deutschland hatte die Energieeffizienz 2020 ein Gesamtmarktvolumen von 117 Milliarden Euro. Mit einem Anteil von 30 Prozent ist es der größte Leitmarkt unserer GreenTech-Branche.

Spannende Entwicklungen gibt es zum Beispiel bei den sogenannten Smart Buildings: Gebäude, die durch den Einsatz von IoT- und GreenTech-Lösungen Energie sparen und Kosten senken. KI-gestützte HVAC-Systeme werden weiterhin optimiert und schaffen es, immer mehr relevante Daten zu sammeln. Besonders Bürogebäude werden zunehmend intelligenter. Ungefähr jeder vierte Deutsche arbeitet mobil oder von zuhause aus: Büros müssen also anders gemanagt werden, um nicht unnötig viel Energie zu verlieren. Das funktioniert zum Beispiel über smarte Reservierungssysteme für Arbeitnehmer: Durch sie werden Etagen oder Räume nur geheizt, wenn sie genutzt werden.

Immer wichtiger wird außerdem das Entdecken von Fehlern bei der Installation von innovativen grünen Technologien. Besonders fehleranfällig sind Wärmepumpen, die nicht selten falsch eingestellt werden und gleichzeitig kühlen und heizen. So geht viel Energie verloren mit einer Technologie, die eigentlich das Gegenteil bezwecken soll. Fazit: Wir brauchen grüne Lösungen, um grüne Lösungen zu optimieren. 

Die Speicherung von erneuerbaren Energien: Ohne sie keine Energiewende?

Auch im Bereich der erneuerbaren Energien tut sich viel. Erneuerbare Energien gewinnen Energie aus grünen Quellen wie Wind, Wasser und Sonne. In Deutschland klappt das immer besser: 2022 wurde fast die Hälfte des Stroms aus alternativen Quellen erzeugt.  

Diese Entwicklung sorgt aber auch für große Herausforderungen. Die Stromerzeugung aus Wind oder Sonne, zum Beispiel, ist großen Schwankungen ausgesetzt. Wenn der Wind nicht weht oder die Sonne nicht scheint, wird keine oder zu wenig Energie erzeugt. Zu anderen Zeiten wird dagegen zu viel Energie erzeugt. Wertvoller Strom wird so entweder knapp, oder geht verloren. 

Intelligente Energiemanagement-Systeme können das Problem der Über- oder Unterkapazität lösen. Eine zentrale Rolle dabei spielen die sogenannten Batteriespeicher, die Strom speichern und ihn erst zum benötigten Zeitpunkt wieder freigeben. Um das Potenzial dieser Speicherung optimal nutzen zu können, setzen immer mehr Firmen auf smarte Batteriemanagement-Systeme. Diese KI-basierten Systeme vernetzen relevante Daten - zum Beispiel historische Daten zur Sonneneinstrahlung zu gewissen Tageszeiten - und ermöglichen so ein besseres Energiemanagement. 

Bei den meisten großen und kleinen Unternehmen im Energiesektor steht die Speicherung von Energie weit oben auf der Tagesordnung. Florian Blaser, General Manager bei ETF-Systems sagt dazu in einem Beitrag des Clean Energy Projects: “Der Ausbau der Speicherkapazität ist ohne Zweifel einer der wichtigsten Hebel für eine Beschleunigung der Energiewende und eine nachhaltigere Nutzung von Energieressourcen. Bei Verbrauchern wird das Thema Energie-Eigenverbrauch mit der Kombination von PV und Batteriespeicher immer beliebter. Aber auch für kommerzielle Anwendungen gibt es ein enormes Potenzial – vom Einsatz von Batteriespeichern für Lastmanagement, Verbrauchs- oder Preis-Spitzenkappung oder für Energie-Backup und Notstromversorgung. Hier erwarten wir 2023 viele spannende neue Anwendungen.”

GreenTech-Lösungen in der Automotive-Industrie

Auch im Bereich der nachhaltigen Mobilität wird zunehmend in GreenTech-Lösungen investiert. 2020 hatte der Markt für nachhaltige Mobilität ein Gesamtvolumen von 91 Milliarden Euro. Es ist damit der zweitgrößte Leitmarkt in Deutschland. Und daran wird sich auch erstmal nichts ändern, denn es gibt grüne Entwicklungen in allen Teilgebieten des Sektors.

Die wohl wichtigsten Entwicklungen beziehen sich auf die emissionsfreien Antriebe. Herkömmliche, umweltschädliche fossile Energieträger werden dabei durch grüne Energien ersetzt. Neben E-Fahrzeugen (inkl. smarte Lade-Infrastruktur) wird verstärkt in Fahrzeuge mit einem Brennstoffzellenantrieb investiert: Brennstoffzellen wandeln Wasserstoff in elektrische Energie um, die schließlich einen Elektromotor antreibt. Dabei setzen viele Autohersteller auf einen ”intelligenten Mix”: Elektrofahrzeuge für den urbanen Raum oder kürzere Strecken, Wasserstoffmodelle für Langstrecken. 

Es sieht danach aus, dass aus Deutschland: Autoland langsam Deutschland: E-Autoland wird: 2022 war fast die Hälfte aller Pkw-Neuzulassungen mit alternativen Antrieben wie Elektro, Hybrid oder Brennstoffzelle ausgestattet. Das waren fast 16 Prozent mehr als im Vorjahr. Deutschland strebt an, ab 2035 keine neuen, traditionellen Verbrenner mehr zuzulassen. In Zukunft werden also sehr wahrscheinlich immer mehr Autos mit alternativen Antrieben angeboten, und das zu niedrigeren Preisen. Den Trend in Richtung nachhaltiger Mobilität wird das weiterhin verstärken.

Eine weitere spannende Entwicklung ist die Überschneidung der beiden Leitmärkte Energie und nachhaltige Mobilität. Firmen im Energiesektor bauen jetzt auch Energiespeicher aus gebrauchten Batterien aus E-Autos. Diese “Second-Life-Batterien” haben nach ihrem “ersten Leben” im Auto oft eine hohe Restkapazität und können noch bis zu zehn Jahre eingesetzt werden. Es ist ein inspirierendes Beispiel dafür, wie verschiedene GreenTech-Lösungen voneinander profitieren können. In Zukunft wird dies sicherlich immer öfter passieren.

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Die Digitalisierung als Katalysator für grüne Technologien?

Grüne Technologien können ihr Potenzial nur ausschöpfen, wenn es in Deutschland mit der mühsamen Digitalisierung vorangeht. In immer mehr Branchen sind digitale Innovationen eine Grundvoraussetzung für den Erfolg von GreenTech-Lösungen. Die im Jahr 2020 veröffentlichte Umweltpolitische Digital-Agenda des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz schreibt dazu: “Die zwei Megatrends des 21. Jahrhunderts, Digitalisierung und der Schutz von Umwelt und Klima müssen zusammengebracht werden. Nachhaltigkeit muss durch Technologie gefördert werden, und umgekehrt.” 

Wie unterstützen digitale Lösungen Firmen dabei, immer grüner zu werden? Ein paar Beispiele:

  • Mehr Ressourceneffizienz: Wenn Daten über den Ressourcenverbrauch digital erstellt und analysiert werden, können Firmen ihre Prozesse und Technologien effizienter gestalten.
  • Nachhaltigkeitsziele werden eingehalten: Digitale Kennzahlensysteme machen die Ziele messbar und transparent, und zwar entlang der gesamten Lieferkette. 
  • Nachhaltigere Produkte: Mit KI-Lösungen können Unternehmen ihre Produkte von der Herstellungs- bis zur Nutzungsphase in Echtzeit überwachen. Elemente, die nicht nachhaltig sind, werden so schneller entdeckt und ersetzt.

Die deutschen GreenTech-Startups spielen bei der Nachhaltigkeit in der IT eine bedeutende Rolle. Kein Wunder, denn es sind die entscheidenden Schwerpunkte im Leben der Fridays For Future-Generation. Das junge GreenTech-Startup Climatiq entwickelt aktuell zum Beispiel eine Software zum Ausgleich der CO2-Bilanz. Und mit der digitalen Plattform von SedaiNow können Immobilieneigentümer, Verwalter und Investoren die ESG-Risiken von Gebäuden analysieren.

Auch bei der Software-Entwicklung selbst spielt die Nachhaltigkeit eine immer wichtigere Rolle. Die zentrale Herausforderung dabei ist: Wie können wir Software entwickeln, die von Design bis hin zu der Nutzung so grün möglich ist? Diese sogenannte Green IT oder Green Software Engineering wird 2023 weiter an Bedeutung gewinnen: Entwickler, Product Owner und andere Akteure im IT-Sektor werden immer mehr Aspekte der Nachhaltigkeit in ihren Entscheidungen berücksichtigen.

Aktuelle Zahlen unterstreichen die Schlüsselrolle, die die Digitalisierung bei der Energiewende spielt: Digitale Technologien können erwartungsgemäß bis zu 58 Prozent der CO2-Einsparungen realisieren, die für das Erreichen der Klimaziele bis 2023 nötig sind. 

Zusammengefasst

Schaffen wir es, bis 2050 klimaneutral zu sein? In 27 Jahren wissen wir es. Eine Sache steht aber fest: Ohne digitale und technologische Innovationen, haben wir keine Chance. In diesem Artikel haben wir gezeigt, dass in Deutschland vor allem in den Bereichen Energiemanagement und Mobilität große Fortschritte möglich sind. Die GreenTech-Unternehmen in diesen (und den meisten anderen) Sektoren wachsen stark und entwickeln immer smartere Lösungen. Bei Privatpersonen steigert dies wiederum die Bereitschaft, auf allen Ebenen grünere Entscheidungen zu treffen. Softeq freut sich darauf, mit Ihnen die GreenTech-Revolution voranzubringen!