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Digitales Kinderzimmer: Trends auf dem Babytech-Markt

Geschrieben von Tatsiana Tsiukhai | 04.08.2020 11:44:00

Wie viel Technik darf's denn sein im Kinderzimmer? Der exponentiell wachsende Markt für Baby/Kinder-Technologie gibt eigentlich schon die beste Antwort: mehr denn je. Und das liegt wahrscheinlich auch an den ungemein nützlichen Tools, die helfen können, das Familienleben einfacher (und die Nacht ruhiger) zu gestalten. Softeq hat sich einmal auf dem Markt umgesehen und die neuesten Trends identifiziert. Der Einfachheit halber nennen wir den Markt wie im Englischen: BabyTech - denn die meisten Gadgets drehen sich ums Stillen und Schlafen.

Die Marktdaten: Laut Statista wird das bedeutendste BabyTech-Segment - der Babyphone-Markt - bis 2024 voraussichtlich 1,735 Milliarden US-Dollar wert sein. Frühere Prognosen gingen von einem Wachstum 2016 - 2024 von 8,6% aus. Der Bericht von Allied Market Research (veröffentlicht im April 2020, direkt nach dem Ausbruch von COVID-19) zeigt zwar eine niedrigere Wachstumsrate (5,4% von 2020 bis 2027). Aber immer noch prognostizieren die Forscher ein weltweites Wachstum des BabyTech-Marktes um rund 1,9 Milliarden Dollar bis 2027.

BabyTech: Wenn der technologische Fortschritt dir hilft, dein Familienleben besser zu gestalten

  1. Elternschaft wird digitaler. Eltern nutzen heute täglich digitale Technologien. Sie lassen sich im Internet und in sozialen Medien beraten und fragen häufiger nach BabyTech-Produkten als frühere Generationen. Von smarten Babybetten über intelligente Fieberthermometer bis Milchpumpen erfreuen sich zahlreiche Produkte wachsender Nachfrage.
  2. Immer mehr erwerbstätige Mütter. Mütter von minderjährigen Kindern in Deutschland sind auch dank familienpolitischer Maßnahmen immer häufiger berufstätig. Laut Angaben des Statistischen Bundesamts steigt die Erwerbstätigenquote von Frauen mit minderjährigen Kindern im Haushalt seit 2008 (65,4 Prozent) jedes Jahr. Mittlerweile liegt sie bei 73,9 Prozent, Tendenz steigend - auch in Österreich und Schweiz stiegen die Zahlen in den letzten zehn Jahren, allerdings nicht ganz so deutlich.
  3. Mehr Kinder in Familien mit höherem Einkommen. Lange Jahren glaubten Demografen, dass in Familien mit höherem Einkommen weniger Kinder zur Welt kommen. Allerdings gilt dieser Zusammenhang in Europa nicht mehr. Die Forscher aus dem Max-Planck-Institut für demografische Forschung und der Freien Universität Berlin sind zum Schluss gekommen, dass europäische Regionen mit höherem Einkommen eher zu höheren Geburtenraten tendieren.

Welche BabyTech-Lösungen sind im Trend?

Firmen und Startups, die im BabyTech-Bereich tätig sind, richten sich normalerweise an zwei Hauptkategorien von Anwendern: Eltern und andere Familienmitglieder. Schwangerschafts-Tracker, Herzfrequenz- und Atemüberwachungsmonitore sowie EduTech-Lösungen dominieren dabei das Angebot.

Fruchtbarkeits- und Schwangerschaftstracker

BabyTech fängt schon vor der Zeugung an. Da wir immer später Eltern werden, ist die Zyklusbeobachtung wichtiger geworden. Ein ideales Feld für Smart Technologies - denn die richtigen Daten und die richtige Auswertung der Daten führt zu validen und anwendungsnahen Beispielen.

Beispiele:

  • Zyklus-Apps wie Clue, Flo und Cycles berechnen die durchschnittliche Länge vergangener Menstruationszyklen und werten verwandte Gesundheitsparameter aus, um das Fruchtbarkeitsfenster einer Frau vorherzusagen. Obwohl mehrere Studien besagen, dass Apps, die den Eisprung nur anhand der Zykluslänge berechnen, keine präzise Auswertungen liefern, sind sie bei Frauen trotzdem sehr beliebt. Flo zum Beispiel hat über 137 Millionen App-Downloads. 
  • Alternativ können Frauen auf verschiedene smarte Geräte zurückgreifen. Beispielsweise verwendet die App Kindara Messergebnisse vom Mundthermometer Wink zur Verfolgung der Fruchtbarkeit und der Basaltemperatur. Der Fruchtbarkeitstracker von Ava ist ein elegantes Armband, das nur nachts getragen wird. Während die Frau schläft, verfolgt die Lösung mehrere physiologische Parameter wie Hauttemperatur, Ruhepuls und Durchblutung und verwendet diese Datenь um die optimalen Tage für die Empfängnis vorherzusagen. Auch Ovula Ring produziert einen Zyklustracker, der 288 Mal am Tag die Temperatur misst, um den Eisprung sicher vorherzusagen. Allerdings muss das Gerät per USB ausgelesen werden.

Als Verhütungsmittel dürfen die Apps und Wearables in Deutschland übrigens nicht offiziell beworben werden, obwohl ein Gerät, das die Fruchtbarkeit messen kann, freilich auch unfruchtbare Tage misst. Dafür benötigen die Anbieter eine gesonderte Zulassung, die schwierig zu bekommen ist.

Und auch in der Schwangerschaft gibt es interessante, und für die werdenden Eltern sicher sehr beliebte BabyTech-Geräte, die das Leben des Babys im Bauch greifbarer machen:

  • Beispielsweise gibt es Geräte, die mittels Schallwellen den Herzschlag des Babys ab der 9.-16. Schwangerschaftswoche wiedergeben. Diese Lösungen (wie zum Beispiel HeraBEAT) bestehen in der Regel aus einem Wearable und einer mobilen App und bieten die Möglichkeit, Schwangerschaftsdaten mit anderen Personen zu teilen. Der alternative Tracker - Philips Avalon CL - überwacht die Herzfrequenz des Babys und die Gebärmutteraktivität mit speziellen Pflastern, die auf den Bauch der Mutter geklebt werden. Phillips brachte die Lösung als Reaktion auf die COVID-19-Pandemie - damit man in Echtzeit und ohne Arztbesuch sicher sein kann, dass alles in Ordnung ist.

Lösungen für die Kleinkindbetreuung

Baby auf der Welt - was jetzt fehlt, ist Ruhe und Schlaf. Aber man möchte sein Baby in sicheren Händen wissen. Findige Startups haben den Trend erkannt - Babyfon, das war einmal:

  • Babysocke statt Babyphone: Die smarte Socke von Owlet kontrolliert den Sauerstoffgehalt und die Herzfrequenz von schlafenden Babys und alarmiert ihre Eltern bei Herzfrequenzschwankungen und Atembeschwerden. Die Socke verwendet die Pulsoximetrie-Technologie, wird mit einem Smartphone verbunden und kann drahtlos aufgeladen werden.
  • Das intelligente Babybett SNOO von Happiest Baby wiederum erkennt wie ein weinendes Baby und schaukelt es sanft in den Schlaf. Es kann mit einer mobilen App ferngesteuert werden.

  • Fieber messen: Der smarte Ohrthermometer von Kinsa erfasst Messwerte in einer Sekunde. Das tragbare Pflaster von TempTraq sendet Messergebnisse direkt auf das Benutzergerät über BLE. 
  • Mobile Milchpumpen: Die kleinen Geräte wie Elvie und Willow nutzen die drahtlose Verbindung und werden im BH getragen. Verbunden mit speziellen mobilen Apps helfen sie Frauen, die Milchmenge korrekt abzuschätzen und die Stillzeiten zu dokumentieren.
  • Baby-Ecosystem: Gleich eine ganze Reihe von Produkten entwickelt unser Schweizer Kunde AGU Baby, die alle mit einer App steuerbar sind: sei es eine programmierbare Tageslichtlampe, die beim Einschlafen und Aufwachen hilft, ein sensorbasierter Körperthermometer, eine smarte Zahnbürste oder ein smarter Milchzubereiter: AGU (Advanced Growing Up) hat sich auf die Fahne geschrieben, möglichst viele Alltagssituationen, die in Familien auftauchen und stressig oder kummervoll sein können, abzudecken.

Mobile Kinder, mobile Lösungen

Es gibt auch BabyTech-Lösungen, die Eltern von kleinen und großen Kindern ein paar Sorgen nehmen können - indem sie ihnen verraten, wie es dem Kind gerade geht und wo es sich befindet.

  • Sirona M, ein smarter Autositz von Cybex, sorgt für die Sicherheit von Babys im Auto. Die Lösung überwacht das Wohlbefinden von Säuglingen/Kindern durch einen smarten Brustclip, der mit dem im Fahrzeug installierten Empfänger und einem Smartphone synchronisiert ist.
  • Smarte GPS-Tracker überwachen den Standort des Kindes, senden Benachrichtigungen, wenn es einen bestimmten Bereich verlässt, und meldet Notfälle über eine SOS-Taste, eine Textnachricht oder einen Anruf. Um die Position des Kindes zu bestimmen und eine Verbindung zum Smartphone herzustellen, verwenden Tracker verschiedene Technologien wie GPS, LBS, Mobilfunk, Wi-Fi und Bluetooth. Es gibt verschiedene Arten solcher Lösungen. Jiobit zum Beispiel ist ein Wearable, das am Rucksack des Kindes befestigt werden kann. Die Lösung überwacht die Position des Kindes in Echtzeit und ermöglicht eine telefonische Verbindung zu ausgewählten Betreuern. Zur Positionsüberwachung können Eltern auch Smartwatches wie Lil Tracker und Mr. Securio verwenden. Mr. Securio speichert den Bewegungsverlauf und sendet dem Kind Text- oder Sprachnachrichten von Eltern. Lil Tracker ermöglicht zweiseitige Anrufe und hört die Umgebung ab.
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Edutainment

Wenn die Kinder aus den Windeln herausgewachsen sind, verwandelt sich BabyTech zu ChildTech: Von Robotern bis hin zu KI-basierten Bildungsplattformen gibt es zahlreiche Geräte und Servies, die auf die Entwicklung der kognitiven und sozialen Fähigkeiten von Kindern abstellen. Einige Beispiele: 

  • Roboter mit Berührungssensoren und Spracherkennung. Der über Wi-Fi verbundene Roboter Woobo kann Sprache erkennen und Fragen beantworten, Gefühle ausdrücken und mit Kindern ab vier Jahren spielen. 
  • Augmented-Reality-Spielzeuge. Im Spiel Hero Vision Iron Man AR Experience können Kinder die Rolle des Iron Man übernehmen. Dafür müssen sie einen Helm aufsetzen, die App herunterladen, ein Smartphone in die AR-Brille einsetzen und AR-Marker im Raum platzieren.  Brettspiele mit Augmented-Reality. Bei Lösungen wie Tacto AR werden die digitale und die physische Welt miteinander verschmolzen. Für das Spiel benötigt das Kind sowohl ein Tablet mit der heruntergeladenen App als auch echte Spielfiguren. 

Die Angebote an BabyTech ist für Eltern und Angehörige also vielfältig. BabyTech ist auch ein ideales Anwendungsfeld für “Internet of Things” und ein Beispiel dafür, dass auch einfache Daten (Bewegung, Geräusch, Helligkeit) ausreichen, um intelligente Helfer für den (Familien-)Alltag zu entwickeln.

Für Firmen und Startups, die überlegen, in den stark wachsenden Markt zu gehen, sind die Herausforderungen der meist smarten Technologien, die dahinter liegen, nicht einfach. Nächste Woche folgt dazu der zweite Teil des Blogs rund um BabyTech.